Ob Präsenzunterricht oder distance learning – ich versuche stets, mit einem Mix aus Prüfungen, bewerteten Aufträge, Übungsaufgaben, bei denen Punkte gesammelt werden können und anderen kleinen Jobs, die „belohnt“ werden, zu einer Erfahrungsnote zu kommen. Wichtig ist mir, dass ich nicht nur eine summative Bewertung am Schluss einer Lerneinheit mache.
Formative Bewertungen geben Rückmeldungen zum Unterricht
Natürlich möchte ich meine Lernenden in ihrem Tun und Lernen begleiten und dabei helfen mir formative – also diagnostische – Beurteilung wie Reflexionen oder die genaue Durchsicht von Übungen aus dem Lehrmittel, die ich einerseits mit Punkten bewerte und andererseits mit einem förderorientierten Feedback versehe. Ausserdem erhalte ich beim Kontrollieren von Aufgaben wertvolle Inputs aus der Klasse über deren Lernstand und erhalte so die Gelegenheit, meinen Unterricht anzupassen.
Kleine „Jobs“, die ich belohne sind bspw. das gegenseitige zur Verfügung stellen von Ressourcen, die Teilnahme an den (obligatorischen) Videokonferenzen oder das Erstellen eines Input-Protokolls. Hier ist es mir wichtig, den Fleiss, das Pflichtbewusstsein, die zusätzliche Arbeit Wert zu schätzen und allfällige Prüfungsschwierigkeiten aufzufangen. Denn der Umgang mit Stress hat m.E. nichts mit Wissen und Kompetenz zu tun.
eigenverantwortlich und wertschätzend
Gerade eben habe ich einen Auftrag rund um Excel (Funktionen und Diagramme) an die Lernenden erteilt, an dem sie während den nächsten 3 Wochen arbeiten. In einer Kann-Liste habe ich insgesamt 18 Lernziele notiert, die die Lernenden selbständig erarbeiten. Denn darauf baue ich seit Beginn des Schuljahres auf: Dass die Lernenden anhand eines „Fahrplans“ – meist Stoffplan, Kompetenzraster, Kann-Liste, Stoff-Abgrenzung, Lernziele o.ä. genannt – ihr Lernen organisieren. Üblicherweise bewerte ich eine solch umfangreiche Arbeit anhand eines Kriterienrasters. Nicht dieses Mal.
Bei diesem Auftrag geben sich die Lernenden selber Punkte. Aufgrund einer vorbereiteten Taxonomie von ein bis drei Smilies – je nach Umfang oder Gewicht des Lernziels – können die Lernenden wie folgt vorgehen:
- Sie definieren, wieviele von den 29 Smilies sie bis Ende der Lernsequenz erreichen wollen
- und bestimmen damit selbst, wie intensiv sie das Thema bearbeiten werden und
- welche Note somit an der Schlussprüfung (ja, die gibt es dieses Mal trotz allem) in etwa möglich ist.
- Sie können anhand des selbst gewählten Umfangs handlungsorientierte Ziele formulieren bspw. wann sie wie lange arbeiten, um x Anzahl Smilies zu erreichen.
- Sie kontrollieren ihren Lernverlauf, indem sie auf einer Skala Anzahl und Datum der erreichten Smilies eintragen.
- Sie können allenfalls ihr geplantes Vorgehen und/oder ihre Zielsetzung anpassen.
Ich denke, so ist es für die Berufsschüler gut möglich, ihr Lernen eigenverantwortlich, realistisch und konkret zu planen. Und dies wie im guten Unterricht üblich in Ergänzung zu den Lehrerinputs sowie den zahlreichen Ressourcen wie Lehrmittel, Übungen und Tutorials. Sodass sie am Schluss der Lernwochen eine klassische Prüfung schreiben können – die sie ebenfalls zuvor anhand einer Probeprüfung üben konnten.