Die Grenzen meiner Sprache in der digitalen Arbeitswelt

Ich lese gerade das dünne Büchlein «OpenAI & ChatGPT – das Protokoll», welches vom Autor Christoph Truöl offensichtlich im Eigenverlag herausgegeben wurde. Das Layout ist stümperhaft, die Umbrüche unordentlich, eine Silbentrennung fehlt völlig. Das ist peinlich und schadet der Glaubwürdigkeit des 119-seitigen Buches. Dieser erste Eindruck ohne eine Zeile gelesen zu haben, ist enttäuschend. Ich ringe mich zum Lesen durch.

Sofort ist erkennbar ist, dass der Autor seinen chronologischen Lernprozess im Dialog mit ChatGPT wiedergibt. Die ersten Prompts und Antworten sind auf Englisch, eine Frage widerspricht der Policy und nach kurzer Aufwärmphase findet ein flüssiges Gespräch auf Deutsch statt – in der Muttersprache des Schreibers.

Bereits nach zehn A5 Seiten breche ich die Lektüre ab. Als Leserin finde ich die Frage nach eMobilität zwar spannend, die einfallsreiche Ausweitung des Themas auf Panzer ist mir dann doch zu maskulin geprägt. Und: Die plausiblen Antworten kann ich nicht einordnen, da sie keinen Anknüpfungspunkt zu meiner Lebenswelt aufweisen.

Ich mache einen Blickwinkelwechsel und reflektiere, wie ich selbst Technologie allgemein und KI im Besonderen besser nutzen kann. Dieser Text ist in einem ersten Schritt als Diktat entstanden. Es fällt mir schwer, meine Gedanken druckreif via gesprochener Sprache festzuhalten. Ich fühle mich unwohl – nicht nur weil ich nicht darin geübt bin, sondern auch weil ich in der Öffentlichkeit diktiere. Ich spreche meinen Text via Handy zuerst mit Diktierfunktion in Word, wobei ich jedoch wegen ständigem Zwischenspeichern dauernd unterbrochen werde, was meinen persönlichen Textfluss stört. Hinzu kommt, dass ich mich im stillen Zugsabteil oder dem ruhigen Pendlerstrom beobachtet fühle. Ich stelle fest, dass ich dieses Problem beim Tippen auf dem Laptop nicht hätte, da höchstens eine Person auf meinen Bildschirm schauen würde, was mich nicht verunsichert, weil ich besser schreibend als sprechend formulieren kann.

Ich steige auf die Sprachaufnahme-App auf meinem Handy um, was bestens klappt. Die Transkription der Audiodatei funktioniert in Word reibungslos und genau so, wie ich sie bereits für die Bearbeitung der Interviews für meine Masterarbeit mehrfach verwendet habe. Damit kann ich schnell und routiniert weiterarbeiten.

In einem nächsten Schritt hätte ChatGPT meinen simplen Diktattext überarbeiten sollen. Das Resultat zeigt jedoch kaum Verbesserung. Die Überarbeitung des Textes – also kürzen, strukturieren, umformulieren – brauchte fast gleich viel Zeit, wie wenn ich ihn von Grund auf selbst geschrieben hätte. Mein Fazit: Zähle ich hinzu, was mich die Technik für mehrere Apps (Word- und Sprachaufnahme sowie Transkription) gekostet haben, so komme ich zum Schluss, momentan lediglich die Erkenntnis gewonnen zu haben, dass ich noch nicht gewohnt bin, die Vorzüge von intelligenter Technik sinnvoll für meine Arbeit zu nutzen. Ich brauche also noch Übung – in diversen Stufen und Formen beim Umlernen von Text­erstellung. Dieser Lernprozess ist notwendig, damit ich als Lehrperson meine Lernenden entsprechend unterstützten und begleiten kann beim Einsetzen von Technologien der digitalen Arbeitswelt.

 

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