Anforderungen an die Lern-Infrastruktur einer lernenden Organisation

Schule als lernende Organisation

Ich unterrichte am Bildungszentrum Zürichsee KV-Lernende. Es geht also um Lernen und Beruf, Arbeit und Lehre. Dafür stehen mir als IKA-Lehrperson – IKA steht für Information, Kommunikation, Administration und beinhaltet hauptsächlich die Anwendung von Office-Produkten für kaufmännische Arbeiten im Büro und Kommunikation mit Kunden – diverse Geräte, Einrichtungen, Technik und Tools zur Verfügung. Wie steht es aber mit der Schule als lernende Organisation, der Ort, wo Lehrpersonen und Mitarbeitende stets grössere und kleinere Herausforderungen des Unterrichts- und Arbeitsalltags zu meistern haben, Fehler machen und daraus lernen? Was steht ihnen zur Verfügung? Wie organisieren sie sich? Dieser Frage bin ich im Rahmen meines Masterstudiums zu New Work & Collaboration nachgegangen.

Anforderungen an die Lern-Infrastruktur

Nicht nur um den Unterricht sondern auch um die betriebliche Bildung sollte sich eine Schule kümmern. Was selbstverständlich vorkommen mag, weil es doch das Kerngeschäft einer Schule ist – lernen, Persönlichkeitsentwicklung, Kompetenzerweiterung – ist es eben gerade nicht. Ein Schuhmacher hat manchmal sprichwörtlich die schlechtesten Schuhe. Ob das an meinem Lern- und Arbeitsort ebenfalls so ist, darüber mag ich nicht urteilen, aber ich kenne die Trends und Anforderungen an eine Lern-Infrastruktur, nämlich:

  1. Die Menschen erwarten, wo und wann immer sie wollen, arbeiten, lernen und studieren zu können.
  2. Die Technologien, die wir nutzen, sind zunehmend Cloud-basiert, der IT-Support ist dezentralisiert.
  3. Die Arbeitswelt ist zunehmend kollaborativ, was zu veränderten Lernstrukturen führt.
  4. Die Fülle leicht zugänglicher Materialien und Kontakte im Internet bedingt eine veränderte Rolle der „Lehrenden“.
  5. „Lehr“Modelle wandeln sich zu „Lern“Konzepten, die immer stärker Online-Lernen, Blended-Learning und kollaborative Modelle einbeziehen.
  6. Lernen erfolgt zunehmend „open“, d.h. frei, zurechenbar und ohne Barrieren.
  7. MOOC – Massive Open Online Courses – werden sehr stark zunehmen.
  8. Persönliche Lernerfahrungen und Performance-Messungen werden dazu genutzt, die Lernergebnisse kontinuierlich zu verbessern.

(Auflistung aus Workplace Learning, W. Sauter, S. Sauter, S. 84 mit Bezug auf NMC Horizon Report 2013)

Dies Trends – insbesondere 1-5 – kann ich aus meiner Tätigkeit als Lernerin und Lehrende bestätigen – auch wenn ich nicht allen (bspw. 7) tatsächlich im Alltag begegne. Was also braucht es, um dem Wandel und diesen Ansprüchen gerecht zu werden?

Elemente einer Lerninfrastruktur

Lernsysteme sollen sich wieder mehr am Menschen, seinen Grundlagen und Kompetenzen orientieren – und Lernmedien sollen dies unterstützen. Das erfordert eine neue Lernarchitektur. Nachfolgend eine Auflistung geordnet nach Orientierung (eher Web 1.0 oder Web 2.0 Welt) und insbesondere, wie ich sie an meiner Schule antreffe (oder eben auch nicht) und damit arbeite.

Web 1.0

Learning Management System: Virtuelle Lern- und Kommunikationsplattform für eLearning, blended learning zur Lernorganisation, für Lerninhalte > Sharepoint – wird an unserer Schule m.E. zuwenig angewandt, gepflegt da nur oberflächlich als Intranet bspw. für Absenzenwesen oder Formulare eingesetzt

Forum: Asynchrones Kommunikationselement in LMS, Diskussion und Auseinandersetzung pro Thema, in Themenblöcken anhand von eigebrachten Fragen > Habe ich an unserer Schule nicht gefunden

Chat: Kommunikation zwischen Lernenden in Echtzeit im Intranet/Internet, moderiert oder unmoderiert; Chatverlauf sichtbar > bspw. Chats und Posts in Teams für Fachschaft, Projektgruppen, Klassen

Webinar / live eLearning Session: Online-Schulungen und Workshops, zu einem vorgegebenen Thema via Web anhand von Kommunikations- und Präsentations-Software > bspw. Live-Lektionen auf Teams oder zoom, mit PowerPoint, padlet und/oder Whiteboard zur Präsentation, resp. Gruppenräume und Chats für Kommunikation

Virtuelles Klassenzimmer: Einheitliche Benutzeroberfläche mit synchronen Kommunikationsinstrumenten wie Chat, Messenger, Live-Lektionen; fördern Kommunikation und Kollaborationen > bspw. Teams pro Klasse mit div. Kanälen pro Fach, Posts, Chats, Aufträge, Termine für Live-Lektionen, Gruppenräume und/oder -chats und Ablage, Klassenbuch OneNote etc. 

Pinwand: Informationsbereich für kurze Nachrichten an alle TN >  Screen Schuleingang oder Nachrichtensite bei Sharepoint

eMails: Direkte elektronische Kommunikation > der noch immer am häufigsten verwendete Kommunikationskanal der Schule 

Instant Messenger: Anzeige, wer aus der Lerngruppe gerade online ist > Auf Teams bedingt möglich anhand Statusmeldung – die jedoch kaum von jemandem genutzt wird, da sie die wenigsten kennen

Web 2.0

Soziale Lernplattform: Kollaborative Lerninfrastruktur im Web für formelles/informelles (kooperatives) Lernen à Community of Practice > Ich nutze dafür hauptsächlich LinkedInTwitter aber auch Instagram und Facebook (div. Accounts)

ePortfolio: persönlicher Zugangsbereich zur sozialen Lernplattform; digitale Werkmappe mit persönlichen Artefakten, die Produkte und Reflexionen enthalten, den Lernprozess abbilden > meine persönlichen ePortfolios zu den Weiterbildungen CAS PICTS und CAS NewWork & Collaboration sind jeweils mit dem Schulaccount in OneNote erstellt

Wiki: Asynchrone, webbasierte Autorensysteme mit gemeinsam entwickelten Lösungen, Informationen; alle haben Schreibberechtigung > Module für IT-Lehrgänge via Wiki

Weblogs / Blogs: Im Internet publizierte, persönliche (Erfahrungs)Berichte diverser Autoren gesammelt auf (s)einer Seite > div. Weblogs/Blogs, die ich für EDU-ICT erstellt habe

Podcast: Audio-Blogs zum direkt anhören und/oder runterladen > bspw. SchuleRdigital, mit Anchor erstellt, auch auf Spotify hörbar

Videopodcast: Video-Blogs > Einerseits offizieller YouTube-Kanal der IT-Abteilung (für Lernende) resp. für Lehrpersonen (eingerichtet von EDU-ICT BZZ) sowie andererseits mein persönlicher YouTube-Kanal als Lehrperson und IKA-Channel auf YouTube, wo ich vor Stream den Lernenden Tutorials zur Verfügung stellte

Social Bookmarks: Digitale Lesezeichen, die via Browseroberfläche mit diversen Lernern gemeinschaftlich genutzt und gepflegt werden > persönliche, ungeteilte Listen zu diversen Themen auf Wakelet

Social Tagging: Gemeinschaftliches Indizieren mittels frei gewählter Schlagworte und # > Wall.io für pictsBFS und #KVBZZ erstellt

Folksonomy: Usergenerierte Taxonomie für Webseiten, Fotografien, Weblinks und andere Webinhalte > nutze ich nicht, in der Schule nicht ersichtlich – möglich wären bspw. Flickr oder Pinterest

RSS – really simple Syndication: Kenne keine schulische Nutzung, wird in IKA kurz unterrichtet, m.E. keine Beachtung (mehr)

Dieser Blogartikel entstand aus einer Vorbereitungsaufgabe zu meinem Masterstudium NewWork & Collaboration und erschien erstmals am 17.04.2022 auf meinem LinkedIn Account.

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