Digitalisierung in der Bildung stellt die Sinnfrage

Der digitale Wandel greift tief in unsere Lebensbereiche ein. Dabei stellt sich eine ganz entscheidende Frage: Wozu eigentlich? Eine andere Betrachtung der Thematik.

Zwei Drittel der Kinder die heute in die Volksschule eintreten, werden in einem Beruf tätig sein, der heute noch gar nicht existiert. Der durch die Digitalisierung geprägte Wandel in der Arbeitswelt greift tief.

Von der Digitalisierung ist derart oft die Rede, dass man schon annehmen könnte, der Hype sei bereits vorbei. Besonders im Fokus stehen neue technische Anwendungen und nicht zuletzt der damit verbundende und umfassendere Einsatz von Daten. In der Bildung stellen sich dabei weniger technische Fragen. Es gilt vielmehr zu formulieren, weshalb die Bildung mit Digitalisierung überhaupt etwas anfangen sollte.

Wir wissen nicht, wie sich die Digitalisierung auswirkt. Als Schule, Lehrpersonen oder Schulleitungsmitglieder sind wir jedoch Teil dieser Entwicklung. Auch wir nutzen die digitalen Instrumente in unserem Privatleben ausgiebig. Es verschwinden dabei Freiheiten und eröffnen sich neue Möglichkeiten, was insbesondere in der Pädagogik ganz neue Chancen und Herausforderungen bietet. Ein typisches Phänomen bei einer neuen Entwicklung ist der Umstand, dass die Auswirkungen zunächst überschätzt und nach dem Einsetzen der dynamischen Entwicklung unterschätzt werden.

Vielleicht ist es gar nicht so entscheidend zu wissen, was die Zukunft bringt. Deshalb kann die Entwicklung mitbestimmt und mitgetragen werden. Eine der grossen Herausforderungen in pädagogischen Informatikprojekten ist es, die Beteiligten zu ermutigen, sich als Teil dieser Entwicklung zu verstehen und die Veränderungen aktiv mitzugestalten.

Viele Schulen verfügen über eigene Laptops und Tablets oder über Konzepte für Lernende, die mit eigenen Geräten in die Schule kommen. Sie suchen dabei oft nach Ideen, um diese Geräte im Unterricht sinnvoll einsetzen zu können. Das führt dazu, digitale Unterrichtskonzepte im Rahmen der gewohnten Lernkultur und der vertrauten Unterrichtskonzepte an neue Kommunikationsformen anzupassen.

Der Einsatz von digitalen Unterrichtswerkzeugen müsste dabei aus einer didaktischen Überlegung erfolgen – und nicht diese erst notwendig machen.

In Diskussionen rund um digitalisierte Bildung ist vorwiegend die Rede von Chancen und Risiken, von technischen Aspekten und Rahmenbedingungen. Wir wissen also viel darüber, was und wie wir das tun möchten. Die zentrale Frage lautet jedoch, wozu das Ganze? Warum tun wir das? Das ist eine Frage, die sich bei unserem Wirken ganz grundlegend stellt, egal ob an der Schule, im Beruf oder im Privatleben. Folgen wir unserer Überzeugung, weil wir den Sinn in dem erkennen, was und wie wir etwas tun? Die Digitalisierung akzentuiert diese Frage. Sie stellt sich beim «analogen» Aspekt des Lernens sogar noch stärker ins Zentrum. Der Prozess der Digitalisierung ermöglicht es mir als Lehrperson, mich auf den Lernprozess zu konzentrieren und das stärkt meine Rolle als Coach, Wissensvermittler oder Lernbegleiter. Und das Schöne daran: Ich lerne zusammen mit den Lernenden dazu.

Es ist nicht die Rolle der Lehrpersonen, die in Frage gestellt wird. Sie präsentiert sich in einem neuen Kontext und stellt bestehende Rollenbilder und gewohnte Sichtweisen in Frage.

Zunächst genau verstehen, wie sich die Digitalisierung auswirkt und erst danach die bereits eingesetzte Entwicklung in der digitalisierten Bildungslandschaft zu unterstützen: Diese Forderung ist zu kurz gedacht. Wir sind als Schule, Lehrpersonen oder Schulleitungsmitglieder bereits Teil dieser Entwicklung und nutzen die digitalen Möglichkeiten in unserem Privatleben ausgiebig. Es verschwinden dabei Freiheiten und (gerade deshalb!) eröffnen sich neue. Dadurch entstehen insbesondere für die Pädagogik ganz neuartige Chancen. Ein typisches Phänomen bei neuen Entwicklungen ist, dass die Auswirkungen zunächst überschätzt und nach dem Einsetzen der dynamischen Entwicklung unterschätzt werden. Vielleicht ist es gar nicht so entscheidend zu wissen, was in Zukunft kommen mag. Gerade deshalb kann die Entwicklung mitbestimmt und mitgetragen werden. Die Beteiligten zu ermutigen, sich als Teil dieser Entwicklung zu verstehen, ist die grosse Herausforderung in pädagogischen Informatikprojekten.

Digitalisierung stellt die Werte in einen neuen Kontext

Aufmerksamkeit ist ein wertvolles Gut – besonders in der Bildung. Familie, Freunde, Kollegen, Bildungsinstitute und überhaupt Unternehmen buhlen um unsere Aufmerksamkeit und beschallen uns mit Nachrichten. Wenn eine neue Meldung auf dem Display erscheint, ist sie auf jeden Fall eines: neu. Doch ist sie auch relevant?

Im Kern stellt sich im Digitalisierungsprozess genau diese Frage. Das bietet grosses Potential für Lerninhalte, die in einer Klasse diskutiert und reflektiert werden können. Einerseits kann aus technologischer Perspektive betrachtet werden, wie die digitale Welt funktioniert, was man unter Daten und Algorithmen versteht. Aus gesellschaftlicher Perspektive kann betrachtet werden, wie sich die digitale Nutzung auswirkt. Aus Sicht des Anwenders ist die digitale Welt ein spannendes Themenfeld – nicht zuletzt können die Lernenden mit ihren Erfahrungen, Experimenten und eigenen Sichtweisen wertvolles im Unterricht beitragen.

Dagstuhl-Dreieck, Quelle: Wikipedia

Das SAMR-Modell – über Wandel und Transformation

Die Einführung von Notebook-Klassen sowie der Einsatz von digitalen oder digitalisierten Lehrmitteln und Medien im Unterricht sind zentrale Themen der Digitalisierung. Während Befürworter argumentieren, dass diese ein effektiveres Lernen ermöglichen, stellen sich Kritiker die Frage, ob es sich dabei tatsächlich um einen massgebenden Fortschritt handelt.

Dr. Ruben Puentedura hat sich der daraus ergebenden Frage zum sinnvollen Einsatz von neuen digitalen Medien im Unterricht gewidmet und das SAMR-Modell entwickelt. Das Modell zeigt den Grad der Veränderung von Lehren und Lernen durch den Einsatz von digitalen Medien auf. Ziel ist es, den Unterricht durch den Einsatz digitaler Medien wirkungsvoll zu gestalten. Das Grossartige daran: Mit dem konsequenten Einsatz wächst das Potential der Möglichkeiten für einen lernwirksamen Unterricht.

Das Modell ist in die zwei Ebenen [ES1] «Verbesserung» und «Umgestaltung» [ES2] gegliedert. Jeder dieser beiden Bereiche umfasst zwei Stufen[ES3] . Die Stufen kann man sich wie eine Treppe nach oben vorstellen. Dabei entspricht jede Stufe einem noch umfassenderen Einsatz von digitalen Medien.

Im folgenden Video wird das SAMR-Modell erklärt.

Erste Ebene Wandel (Verbesserung)

Auf dieser Ebene zählt der Einsatz von digitalen Medien im Unterricht als eine Verbesserung des Unterrichts. Die erste Stufe wird Ersetzung (Substitution) genannt. Damit ist das reine Ersetzen von analogen Medien durch digitale Medien gemeint. Man liest einen Text statt auf Papier auf einem Tablet oder verfasst einen Text am Computer statt handschriftlich.

Die nächste Stufe ist die Erweiterung (Augmentation) und meint die Integration von Technologien. Multimediale Inhalte (Bilder, Videos, Audio usw.) können eingebunden werden und in der Textverarbeitungssoftware kann eine Rechtschreibprüfung eingesetzt werden.

Zweite Ebene Umgestaltung (Transformation)

Hier führt der Einsatz von digitalen Werkzeugen zu einer Neudefinition.

Auf der dritten Stufe erfolgt eine Änderung (Modification) der Aufgabenstellungen. Aufgaben werden so erweitert, dass der Einsatz von digitalen Medien erforderlich ist. So wird ein Text als Blog in einer Gruppe geteilt und die Rückmeldungen zur Verbesserung des Textes werden hinzugezogen.

Auf der vierten Stufe erfolgt eine Neubelegung (Redefinition). Sie beinhaltet die zweite Stufe der Gestaltung der Aufgabenstellungen, die ohne digitale Werkzeuge nicht mehr möglich sind. Beispiel: Text wird mit Bildern, Videos und anderen Medien ergänzt. Das ganze Produkt kann eine völlig neue Form erhalten.

Pädagogisches ICT-Projekt am BZZ

ICT-Konzepte oder -Leitbilder gibt es zuhauf. Weshalb soll unsere Schule also ein eigenes ICT-Konzept entwickeln? Eine berechtigte Frage. Ganz bei Null startet das Projekt ja nicht. Es bestehen viele Erfahrungswerte und aus diversen Konzepten kann man viele Punkte übernehmen. Doch das Wesentliche ist der Schulentwicklungsprozess und die Chance, dem Konzept (oder Leitbild) einen eigenen, individuellen Stempel aufzudrücken und während der Erarbeitungsphase Erfahrungen aus unterschiedlichen Perspektiven zu machen. Genau dies soll im Rahmen des folgenden Projektjahres gelingen. Wir wollen

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